Kaum ein Jahr ist vergangen seit der Verabschiedung des Weltklimaabkommens in Paris. Dieses wurde – durchaus zurecht – mit großem Enthusiasmus empfangen. Wie bei allen komplizierten internationalen Deals gab es eine Bandbreite von Reaktionen. In der Mehrheit sahen die meisten das Ergebnis von Paris jedoch als Signal, dass die Staatengemeinschaft nun endlich an einem Strang ziehen würde.

Dann kam die Wahl in den USA dazwischen. Deren Ausgang bremst mittlerweile diese Begeisterung. Im Gespräch mit der New York Times macht Dana Fisher, die Direktorin des Programms für Gesellschaft und Umwelt an der University of Maryland, keine Umschweife: „Das Abkommen von Paris und die Federführung der USA in der internationalen Klimapolitik sind tot.“ Dabei war der Pariser Konsens schon vorher anfällig. Jetzt könnten dessen Ambitionen außer Reichweite gelangen. Ein Stottern bei der Umsetzung des Abkommens könnte ein Thema wiederbeleben, mit dem wir uns bisher nur ungern beschäftigen wollten: Negativemissionen.

Warum Paris Schon Bisher Nicht Ausreichte

Donald Trump hat sein Übergangsteam für die amerikanische Umweltbehörde EPA mit bekannten Klimaleugnern wie Myron Ebell bestückt. Geleitet wird die EPA zukünftig von Scott Pruitt, der bisher vor allem mit mehreren Klagen gegen die Behörde aufgefallen ist. Die verblüffende Auswahl von ExxonMobil CEO Rex Tillerson als Außenminister signalisiert, dass die fossile Industrie sowohl die amerikanische Außen- als auch Innenpolitik der nächsten Jahre nun auch ganz offiziell mitbestimmen wird. Trumps frühere Äußerungen legen nahe, dass er das Thema Klimawandel wohl nicht im Ansatz begreift. Unter anderem hatte er behauptet, die globale Klimaerwärmung sei ein Schwindelspiel Chinas. Chinesische Politiker sahen sich in diesem Zusammenhang unlängst dazu veranlasst, diesen Vorwurf zurückzuweisen. Hinzu kommt, dass republikanische Mehrheiten in beiden Häusern des Kongresses die zaghaften Fortschritte der Obama-Zeit zunichtemachen werden.

Auch wenn China die USA mittlerweile als weltweit größter Treibhausgasproduzent abgelöst hat, bleibt der Beitrag der Vereinigten Staaten zum Klimaproblem erheblich. Das Land ist für 16 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Das ist mehr, als die EU und Japan zusammen ausmachen. Vor der Präsidentschaftswahl rechnete die Forschungsfirma Lux Research aus, dass acht Jahre Trump im Vergleich zu acht Jahren Clinton zu 16 Prozent höheren Emissionen führen würden. Das sind enorme Zahlen: Das Pariser Abkommen sieht vor, dass 21 Prozent der Emissionseinsparungen bis 2030 aus den USA kommen sollen. Realität sieht anders aus.

Die Staaten haben das Klimaabkommen absichtlich auf der Grundlage des kleinsten gemeinsamen Nenners entworfen. Nach dem desaströsen Kyoto-Protokoll gingen die Verhandlungspartner zu einem anderen Modell über. Durch den neuen Ansatz hatte nun jedes Land geeignete Anreize, um dem Abkommen beizutreten. Anstatt jedem einzelnen Staat spezifische Emissionseinsparungen vorzuschreiben, gewährt der Deal von Paris den Vertragspartnern die Freiheit, ihre eigenen Pakete auf den Tisch zu legen.

Die jetzigen Klimapläne der Staaten reichen jedoch bei weitem nicht aus, will man die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius begrenzen. Im Falle der USA war es unerlässlich, dass das Land mehr tut. Unter Donald Trump wird das Gegenteil passieren.

Wenn man verstehen will, warum ein gerade in Kraft getretenes Abkommen schon jetzt auf der Kippe steht, muss man sich die grundsätzlichen Annahmen anschauen. Um die Klimaerwärmung bei 2°C zu begrenzen, darf die CO²-Konzentration in der Atmosphäre 450 parts per million nicht übersteigen. Zurzeit sind wir auf bestem Wege, die Zahl 450 innerhalb von 22 Jahren zu erreichen. Der Temperaturanstieg liegt schon jetzt bei fast 0,9°C über vorindustriellen Zeiten. Hinzu kommt, dass die gegenwärtigen Kohlenstoffbestände in der Luft einen weiteren Anstieg von 0,5°C praktisch unausweichlich machen.

Climate Action Tracker erläutert, dass die bisherigen Zusagen der Staaten mit mehr als 90 prozentiger Wahrscheinlichkeit das 2°C-Ziel überschreiten würden. In nur zwei Drittel der Klimaprojektionen liegt die Erwärmung unter 3°C. Bliebe man bei den bisherigen Emissionsentwicklungen, dann wäre das 2°C-Ziel auch statistisch fast tot.

Die Staaten sind mindesten zwei Schritte davon entfernt, das 2°C-Ziel zu realisieren. Jedes Land hat gewisse Zusagen über Emissionsminderungen gegeben – sogenannte Intended Nationally Determined Contributions (INDCs). Diese variieren also von Land zu Land. Die Vereinigten Staaten haben sich beispielsweise verpflichtet, bis 2025 ihre Emissionen um 26 bis 28 Prozent unter das Niveau von 2005 zu senken. Zusammengenommen sind die INDCs in der jetzigen Form unzureichend.

Um den Beitritt aller Länder zum Abkommen zu sichern, wurde es so strukturiert, dass die tatsächliche Realisierung der Zusagen auf freiwilliger Basis abläuft. Es handelt sich also um freiwillige Zusagen. Der Verbleib auf dem 2°C-Pfad setzt voraus, dass die Länder deutlich stärkere Zusagen machen und diese dann auch umsetzen. Schon vor der Wahl Donald Trumps war es fraglich, ob das gelingen würde. Der Erfolg des Abkommens hing davon ab, ob die Staaten sich gegenseitig kontrollieren und mehr und mehr ambitionierte Pläne vorlegen würden.

Nichtsdestotrotz war es politisch klug, das Abkommen auf freiwilliger Basis auszuhandeln. Das Ziel bestand darin, die Grundlagen für einen institutionell abgesteckten Pfad zu legen. Diesem Vorhaben könnte nun aber der Todesstoß versetzt werden.

Donald Trump baut gerade eine Regierungsmannschaft zusammen, die durch die Bank mit Klimaleugnern oder Ölmanagern bestückt ist. Das eröffnet anderen Regierungen die Möglichkeit, in Zukunft weniger ambitionierte Pläne auf den Tisch zu legen. Interessensverbände, die von lockeren Regulierungen profitieren würden, müssen nur mit dem Finger auf die USA zeigen. International werden von Saudi Arabien bis Australien diejenigen Länder, die ohnehin schon wenig begeistert waren, den Fuß weiter vom Gas nehmen.

Das grundsätzliche Problem liegt darin, dass das ausgehandelte Abkommen einen faktischen Austritt der Vereinigten Staaten nicht verkraften würde. Im Gegenteil: Über die nächsten vier Jahre hätte es eines regelrechten Umbruchs benötigt. Was wir brauchten waren mehr Länder wie Costa Rica, Dänemark, oder Marokko. Was wir stattdessen bekommen ist Rex Tillerson.

Johannes Ackva und Dominic Roser unterstreichen, wie groß die Herausforderung tatsächlich ist. Für eine Chance von 66 Prozent, die Klimaerwärmung unter 2°C zu begrenzen, müsste sich ganz Europa bis 2030 vollkommen dekarbonisieren – und das viermal. Die Emissionslücke beläuft sich auf viermal Europa. Wenn man bedenkt, wie lange es im Klimaland Deutschland gedauert hat, bis ein Drittel des Stromverbrauchs durch Erneuerbare gedeckt wurde, dann wird deutlich, dass der Abstand zwischen Ambitionen und Zielen immens ist.

Im März veröffentlichten Forscher der Universität Oxford eine neue Studie. Die Wissenschaftler stellten fest, dass schon ab nächstem Jahr keine neue fossile Infrastruktur entstehen darf, wenn man das 2°C-Ziel ernst nimmt. Das wäre also 2017. Frühere Forschungsergebnisse zeigen, dass wir 35 Prozent der Ölvorkommen, 52 Prozent des Erdgases, und gar 88 Prozent der Kohlereserven in der Erde lassen müssen. Das sind Zahlen, die schwer mit der jetzigen Politik vereinbar sind. Nun haben auch noch die US-Wähler – oder besser gesagt das amerikanische Wahlsystem – Öl ins Feuer gegossen.

Anfangs dieses Jahres brachte eine Gruppe von Wissenschaftlern eine Studie in der Fachzeitschrift Nature Climate Change heraus. Die Erkenntnisse der Autoren sind beunruhigend. Sie argumentieren, dass wir in Klimafragen oft mit kurzfristigen Auswirkungen beschäftigt sind. Die gegenwärtigen Emissionen treiben jedoch Prozesse an, die noch weit über das Jahr 2100 hinaus das Klima beeinflussen und den Planeten einem „langfristigen und irreversiblen Klimawandel“ aussetzen werden. Die jetzige Politik könnte daher eine weitaus größere Rolle spielen und womöglich verheerende Folgen jenseits des 21. Jahrhunderts provozieren.

Wissenschaftler sind zudem auch noch nicht genau darüber im Klaren, inwiefern die Emissionsvorkommen in der Luft mit dem Anstieg globaler Durchschnittstemperaturen zusammenhängen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die durch Tobias Friedrich von der University of Hawaii at Mānoa geleitet wurde, kam zu dem Schluss, dass ein wärmeres Klima gegenüber steigenden CO²-Konzentration deutlich sensibler ist. Je wärmer das Klima also wird, desto stärker könnte der Effekt zusätzlicher Emissionen wirken. Das Resultat: Nach Hochrechnungen würden die globalen Durchschnittstemperaturen um fast unfassbare 5,9°C steigen.

 

Übliche Klimahochrechnungen (in rot) gegenüber neuer Forschung von Friedrich et al. (in blau)

 

Können Negativemissionen den Unterschied Ausmachen?

Es mutet paradox an, wenn man sagt, dass man sich schon vom Pariser Abkommen verabschieden muss. Es ist gerade erst in Kraft getreten. Eine Menge Leute haben über jahrelange Marathonverfahren für diesen Erfolg gekämpft. Die Zahlen sprechen jedoch eine eindeutige Sprache.

Kevin Anderson hat sich besonders entschieden zu den zweifelhaften Annahmen geäußert, auf denen das 2°C-Ziel in seiner jetzigen Form basiert. Der stellvertretende Direktor des Tyndall Centre for Climate Change Research erklärt etwas Grundsätzliches. Von 400 IPCC Modellszenarien, in denen die Erderwärmung unter dem Ziel von Paris bleibt, spielen in 344 Fällen Negativemissionen (englisch negative emissions technologies oder NETs) eine Rolle. Das Abkommen selber beruft sich spezifisch darauf, dass in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Treibhausgase aus der Atmosphäre entfernt werden sollen.

 

So könnte ein Szenario mit Negativemissionen aussehen (Infografik über phys.org)

NETs sind Maßnahmen, um Kohlenstoff nach dem Ausstoß aus der Atmosphäre herauszufiltern. Das kann man auf verschiedene Art und Weise machen. Carbon Brief beschreibt beispielsweise zehn unterschiedliche NETs. Die Bandbreite erstreckt sich von konventioneller Aufforstung bis zur Manipulierung von Meerwasser und landwirtschaftlichen Böden. Viele dieser Technologien sind jedoch ziemlich spekulativer Natur und noch Jahre entfernt von der tatsächlichen Entwicklung.

Die vielversprechendste NET heißt „bioenergy with carbon capture and storage“ (kurz BECCS). Im Grunde genommen wird hier Biomasse zur Energiegewinnung verbrannt. Anschließend werden die Emissionen eingefangen und gespeichert. In der Summe nimmt dies CO² aus der Atmosphäre heraus.

BECCS mag sich nach Wunschträumen anhören. Wir gehen jedoch alle kollektiv davon aus, dass diese Technologie kommen wird. Von den 116 IPCC Szenarien, in denen der Temperaturanstieg „wahrscheinlich“ unter 2°C bleibt, stützen sich 101 auf BECCS. In zwei Drittel dieser Fälle würde BECCS zum Ende des Jahrhunderts mindestens 20 Prozent der Primärenergie ausmachen. Durch die Hintertür sind NETs also zu einem zentralen Bestandteil der globalen Klimapläne geworden. In der Tat sind sie das dreckige Geheimnis des Deals von Paris.

Bis jetzt gibt es aber nur wenige Erfolgsgeschichten von NETs zu berichten. Wissenschaftler, die sich mit dem jetzigen Stand dieser Technologien auseinandergesetzt haben, kommen zu dem Schluss, dass es „derzeit keine NET gibt, die zur Erreichung des 2°C-Ziels ohne beträchtliche Auswirkungen auf Böden, Energie, Wasser, Nährstoffe, Albedo oder Kosten eingesetzt werden könnte“. Die Forscher empfehlen daher, dass das Hauptaugenmerk auf einem geringeren Ausstoß von Treibhausgasen liegen sollte.

Im Bulletin of Atomic Scientists schreibt Andy Skuce, dass wir eine massive Industrie aufbauen müssten, um CO² effektiv zu binden und zu speichern. Diese entspräche in ihrer Größe etwa dem Dreifachen der jetzigen fossilen Industrie. Übersetzt hieße diese Schätzung, dass wir über die nächsten 70 Jahre 250 dieser Kraftwerke bauen müssten – pro Jahr. Momentan verfügen wir weltweit über 14.

Die Herausforderung ist aber nicht allein technologischer Art. Es gibt auch ganz grundsätzliche politische Probleme. Denn NETs können zu moralischem Fehlverhalten führen. So wie eine Hausrats- oder Autoversicherung dazu führen kann, dass man weniger vorsichtig wird, sind auch NETs ebenso problematisch für den Umgang mit dem Klima. Wenn wir glauben, dass Kohlenstoff nach dem Ausstoß ganz einfach wieder aus der Atmosphäre genommen werden kann, sinkt auch gleichzeitig der Anreiz, erst gar keine Emissionen zu produzieren. Verließe man sich also blind auf NETs, könnte gerade das zu einer noch intensiveren CO²-Abhängigkeit führen.

Skuce ist ebenfalls skeptisch. Er sagt aber auch, dass eine bestimmte Menge Emissionen unvermeidlich sind. Das betrifft beispielsweise Bereiche wie Landwirtschaft, Zementproduktion, und Stahlindustrie. Wie würde man damit ohne Negativemissionen umgehen? Darüber hinaus ist es dazu problematisch, dass wir so tun als ob 2°C ein sicheres Level der globalen Klimaerwärmung darstellen würde. Das ist es nach aller Wahrscheinlichkeit nicht. Idealerweise würden wir weit unter 2°C bleiben. Auch das setzt Negativemissionen voraus.

Skuce spricht daher über NETs als eine Art „Notfallfettabsaugung des Planeten“. Diese wird notwendig, wenn die Staaten das Problem nicht lösen. Es wäre besser, schreibt Skuce, wenn diese ihre Ernährung umstellen (d.h. Emissionen verringern) würden. Mit jedem weiteren Jahr ohne drastische Emissionseinsparungen wird jedoch das Erfordernis immer stärker, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen.

Letzten Endes muss man sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzten, will man am 2°C-Ziel festhalten. Politische Überzeugung ist genauso wichtig. Diese sollte aber nicht an die Stelle der grundsätzlichen naturwissenschaftlichen Realitäten treten. Aus diesem Grund sollten wir auch mehr öffentliches Geld in die Hand nehmen, um innovativere Technologien zu erforschen – mögliche Versicherungsmaßnahmen wie NETs eingeschlossen. Das Pariser Abkommen selbst verlässt sich schon darauf, also sollte dies auch möglich sein.

Im Jahr 2016 geben die Vereinigten Staaten 6,4 Milliarden Dollar für die Erforschung sauberer Energie aus. Darin inbegriffen ist die Forschung für Atomenergie. Dahingegen werden im amerikanischen Bundeshaushalt mehr als 70 Milliarden Dollar allein für Forschung und Entwicklung im Verteidigungsbereich vorgesehen. In Europa sieht es nicht viel anders aus. Die EU verteilt im Zeitraum zwischen 2014 und 2020 weniger als 6 Milliarden Euro zur Erforschung erneuerbarer Energietechnologien. Wenn man bedenkt, dass das Thema Energie die entscheidende technologische Herausforderung unseres Zeitalters ist, muten solche Zahlen trist an.

Darüber hinaus müssen wir unser aber auch Gedanken machen, welche Konzepte tatsächlich Negativemissionen liefern können. Myles Allen, ein Physiker an der Universität Oxford, der sich als einer der ersten mit dem Thema Carbon Budgets auseinandergesetzt hat, befürwortet eine Art Rückgabeprogramm für Kohlenstoff. Unternehmen würden dazu verpflichtet, nach dem Verkauf von Produkten an ihre Kunden im Anschluss einen bestimmten Anteil von Emissionen zurückzunehmen. Dieser Anteil würde stetig ansteigen. Im Prinzip würde das Modell also genauso funktionieren, wie auch viele Pfandflaschensysteme in Europa.

Um NETs tatsächlich zu einer tragfähigen Option zu machen, müsste es deutlich gemacht werden, dass solche Technologien als Versicherung zu verstehen sind. Sie können Emissionsminderungen nicht ersetzen und sollten grundsätzlich nicht mit bestehenden, sondern nur durch zusätzliche Mittel finanziert werden. In diesem Sinne sind die Risiken da.

Es ist aber genauso wenig förderlich, wenn man einfach die Vorgaben jeglicher Emissionsszenarien ignoriert, ohne sich wenigstens Optionen wie NETs in der Hinterhalt zu behalten. Um Risiken zu minimieren müssen mehr Redundanzen ins System integriert werden. Das heißt, dass wir auf kreative Art und Weise darüber nachdenken müssen, wie NETs mehr Risiken minimieren können als sie neue schaffen.

Der Weg in die Zukunft besteht aus einer Balance zwischen Emissionsminderungen, Klimaanpassung, und der Entwicklung von Technologien für Negativemissionen. Um Klimagase vollkommen zu eliminieren, sind Negativemissionen unabdingbar. Und der extrem langsame Fortschritt der Klimazusagen lässt das Pariser Abkommen immer mehr als Farce erscheinen. Daher müssen mehr Optionen auf den Tisch gelegt werden. Andernfalls sollten wir uns alternativ vom 2°C-Ziel verabschieden (wofür gute Argumente vorliegen).

Verständlicherweise hat die COP22 keine Plattform geboten, um solche Ideen zu debattieren. Sie war von vorneherein dazu gedacht, das Pariser Abkommen mit Details auszufüttern. Die Anwesenden waren angesichts der Nachrichten ebenso geschockt wie alle anderen. Viele wollen es noch nicht wahr haben und glauben, dass die USA eben doch noch überzeugt werden können, am Kurs festzuhalten. Der verzweifelte Versuch, den Deal von Paris zu retten, ist jedoch zum Scheitern verurteilt und geht am Problem vorbei.

Die Aufgabe für grüne Parteien in Europa besteht daher darin zu diskutieren, inwieweit das Thema Negativemissionen eine Rolle spielen soll und in welchem Maße man diese bittere Pille schlucken muss. Technologische Lösungen können nie als gänzliche Antwort infrage kommen. Es sieht aber immer mehr danach aus, als ob sie zumindest Teil einer grünen Strategie werden müssen. Je früher diese Debatte stattfindet, umso höher sind die Chancen, dass diese Technologien nicht von anderen Kräften in unverantwortlicher Weise vereinnahmt werden. Es wäre daher besser, jetzt proaktiv zu handeln, anstatt auf den Tag zu warten, an dem NETs unausweichlich geworden sind. Niemand möchte eine Fettabsaugung. Sollte man jedoch eine benötigen, dann wird es sich nützlich erweisen, dafür die Instrumente zur Verfügung zu haben.